30_60_90_Ausstellung

„30°-60°-90° – Hauptdarstellerinnen“
Galerie Berufsvereinigung Bildender KünstlerInnen Linz


Pressetext:

Der Ausstellungstitel „30° – 60° – 90° – Hauptdarstellerinnen“
bezieht sich auf die Rolle der (Haus)Frau / des (Haus)Mannes und deren Konfrontation mit dem täglich „banalen“ und automatisierten.
Piktogramme, wie Waschempfehlungsetiketten, Haltbarkeitsdaten, etc. werden ins Zentrum gerückt, ausdrucksstarke Wörter / Schlagwörter sind Protagonisten in den gezeigten Bildern. Sie beziehen sich auf noch immer weiblich besetzte Tätigkeitsfelder und nehmen ironisch die Anleitungen auf´s Korn.


Rotes Kochprogramm, 2002

Eine wichtige Position der Ausstellung nehmen die Schattenbilder ein. Einzelpersonen und Personengruppierungen werden aus ihrem Schattendasein zu HauptakteurInnen erwählt.
Der Schatten als ständiger Begleiter, sichtbar, unsichtbar – formal ständig Veränderungen unterzogen – kann gefallen, kann ängstigen und es haftet ihm etwas geheimnisvolles an. Redewendungen wie: er steht in ihrem Schatten, sie steht in seinem Schatten, sie/er tritt aus dem Schattendasein heraus, färben den Schatten im übertragenen Sinn negativ ein. Definieren ihn als etwas im Hintergrund Befindliches, das im Vordergrund eine anerkanntere Position einnähme.
Schattenexistenzen treten ins Rampenlicht.

Die technische Umsetzung passiert in modellierter Grafikform.
Eine Modelliermasse (oft eingefärbt) wird in verschieden Stärkeebenen (Erhabenheit und/oder Vertiefungen) aufgetragen und im Nasszustand bearbeitet. Während der Trockenphase entstehen Risse, Sprünge. Diese Strukturen suggerieren Vergänglichkeit und widerfahrenes. Im Nass-Stadium sind die Bildmotive neuwertig, tadellos, unschuldig – gleich einem „Baby Face“ und verwandeln sich während der Trockenphase zu einem belebten von Falten gezeichnetem Gesicht.

Helga Schager Linz, Januar 2003

Hauptausgabe vom 25.02.2003 – Seite 006ptdarstellerinnen im Geschlechterspiel

VON IRENE JUDMAYER

Manchmal werfen die Menschen in den Werken von Helga Schager tatsächlich sehr lange Schatten. Im Sinne von Karl Kraus („Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten“) ließe sich das in diesem Fall auf die Sonne der Kultur des Umgangs miteinander umlegen. Des Umgangs von Männern mit Frauen im Speziellen. Denn bei den Arbeiten der Linzer Künstlerin geht es um die manchmal doch sehr seltsamen Spielregeln im Mit- und Gegeneinander der Geschlechter.

Beispiele von Schagers feingeschliffenen Interpretationen der absurden Auswüchse des Mann/Frau-Spiels sind derzeit unter dem Titel „Hauptdarstellerinnen“ in der Galerie der Berufsvereinigung zu sehen. Wobei die Präsentation noch einen zweiten Titel hat: „30¡ 60¡ 90¡“. Das lässt neben der linearen Umlegung auf eine der hausfraulichen Haupttätigkeiten des Wäschewaschens auch pointierte Assoziationen zu. Helga Schager, eine „ausgekochte“ Künstlerin? Schön hinterfotzig hantiert sie nämlich mit Begriffen „Ablaufdatum“, „Rotes Kochprogramm“, „Bunte Filmwäsche“ oder „Waschsyndrom Large“.

Ihre Technik: Spanplatte, Modelliermasse, Farbe. Manchmal andere Materialien dazu- oder darunter gemischt. „Modellierte Grafiken“ nennt sie daher ihre plastischen Kombinationen aus Piktogrammen, Symbolen, grafischen Alltagskürzeln und Körperfragmenten.

Innerhalb kurzer Zeit hat sich Schager von der textilen Umsetzung computergenerierter Bilder zu dieser augenzwinkernden Comic/Malerei hin entwickelt. Das Wunderbare daran: Die Bildwerke sind absolut authentisch.


Helga Schager reduziert auf klare grafische Zeichen.

KRONENZEITUNG, Donnerstag, 6. März 2003

Helga Schager-Schau: Schatten im Rampenlicht

Helga Schager kann es nicht lassen: In gewebten Comics nahm sie einst Beziehungskisten ganz gehörig auf die Schaufel. Nun hat sie für ihre „modellierten“ Bilder den ganz banalen Alltag entdeckt. In der Galerie der OÖ. Berufsvereinigung im Linzer Ursulinenhof zeigt sie bis 18. März Bilder mit kabarettistischen Qualitäten.
Die bekennende Weberin Helga Schager (47) kommt eigentlich von der Textilkunst. Die aus Modelliermasse gefertigten, reliefartigen Bilder haben damit nichts mehr zu tun. Die frischen Werke sind wirklich gut geraten. In einem Teil der Schau geht es um die Welt zwischen Wäscheetiketten und Gebrauchsanweisungen, die den weiblichen Alltag bitter versüßen können. Schatten ist das Passwort zu einem anderen Zyklus der wunderbaren Ausstellung, hier treten Schattenexistenzen buchstäblich ins Rampenlicht und starren einem frech ins Gesicht. Was sich Schatten wohl manchmal so über ihre „Besitzer“ denken?

Fotos: Schager, Strobl