Rundschau Kultur/Freizeit

Rundschau Kultur/Freizeit

 

 

Steckbrief

Mag. art. Helga Schager: Geboren im oberösterreichischen Aschach. Verheiratet, zwei Kinder. Besonderes Kennzeichen: Bunte Stirnbänder. Beruf(ung): die Kunst.

Helga Schager
Zwischen Experiment und Tradition

Ihre Bildteppiche zeigen Beziehungssituationen, ihre Bilder sind von Symbolen, Zeichen oder Alltagsgegenständen dominiert. Wie selbstverständlich verknüpft sie alte und neue Medien:

Die oberösterreichische Künstlerin Helga Schager hat mit Trends in der Kunstwelt wenig im Sinn und verfolgt konsequent ihren eigenen Weg. Mit Erfolg, wie Ankäufe von Sammlern zwischen Linz und New York zeigen.
Bereits als Kind hatte die Landwirtstochter Schlüsselerlebnisse und gewusst, sie ist anders. Die endgültige Entscheidung den „unsicheren“ Weg des Kunstberufes einzuschlagen ist aber erst im Alter von 22 Jahren gefallen. Nicht zuletzt durch den häufigen Kontakt mit dem oberösterreichischen Maler Wolf Ruprecht und ihre Beziehung zu ihrem Ehemann Herbert Schager. Weil ihr textile Materialien von Kindheit an vertraut sind, hat sie sich für die Kunstrichtung „Textiles Gestalten“ entschieden. Seit 1984 arbeitet sie als freischaffende Künstlerin. Die ersten Textilarbeiten Helga Schagers waren archaisch und haben Geschichten aus ihrem Leben erzählt. Heute gehören nicht nur der Eingriff ins Alltagsleben sondern auch das Spiel mit allgemeinen Klischees zu ihren künstlerischer Inhalten.

Gewebte Comics. Magistra Schager nimmt alltägliche Beziehungssituationen wörtlich und stellt sie mit feiner Ironie bildhaft in kleinen Webteppichen dar. „Schirmherrschaft“ nennt sie zum Beispiel einen gewebten Comic, in der ein nackter Mann einen überdimensionierten Schirm über eine Frau hält. Die Künstlerin entwickelt sich konsequent weiter und zeichnet seit 1990 die Entwürfe für ihre „Bildteppiche“ auch am Computer bevor sie sich an die wochenlange Webarbeit macht. Diese Arbeiten tragen nicht nur die spezielle Gestaltungsform des Mediums Computer in sich, Helga Schager verknüpft mit dem Entwurf am Computer und der Ausführung am Webstuhl auch zwei Werkzeuge, die unterschiedlichen Geschwindigkeiten folgen. Und dabei eines gemeinsam haben: Die „Vernetzung“ eben. Helga Schager hat ihr Handwerk an der Hochschule für künstlerische Gestaltung in Linz von Grund auf gelernt was sich in der Exaktheit der verwendeten Techniken niederschlägt. Ihre Textilarbeiten sind mittlerweile in öffentlichen Gebäuden ebenso zu Hause wie bei Kunstsammlern zwischen Linz und New York.

Grafische Arbeiten. In ihren jüngsten Werken, den grafischen Bildern mit Reliefansatz, setzt Helga Schager einmal mehr ihre feine Ironie künstlerisch um. Wir alle sind umgeben von Symbolen, Zeichen oder Pictogrammen und Unmengen von Informationen. Sei es im Verkehr, in öffentlichen Gebäuden oder im Geschäftsleben. Und alle haben ihren Einfluss auf uns. Helga Schager filtert ausdrucksstarke Worte oder Symbole aus dem Überangebot der Informationen und macht sie in reliefartigen Bildern aus Hartfaserplatten und Modelliermasse zu Hauptdarstellern, ordnet sie neu und/oder deutet sie um. Beispiel: Mit der grafischen Arbeit YES hinterfragt sie mit einem Augenzwinkern die Macht und den Einfluss von Geld und bejaht ihn gleichzeitig.

Helga Schager ist überhaupt eine Person, die viel hinterfragt, gerne anderen Menschen zuhört, sich die Dinge von verschiedenen Blickwinkeln ansieht und die Kunst in das Alltagsleben einfließen läßt. Aus der Menge der aufgenommenen Informationen filtert sie dann für sich heraus was für sie Richtigkeit hat. Helga Schager ist eine Vollblutkünstlerin. Durch ihre Arbeit mit langsamen Medien wie den Webstuhl kann sie leider nur wenige Ausstellungsangebote annehmen. Im November gibt es neue Arbeiten der Künstlerin in der „Galerie beim Büdlhauer“ in Aigen zu sehen.

Text: KARIN FRIEDL